BGH-Urteil zum Filesharing: Ohrfeige als Erziehungsmaßnahme der Musikindustrie?

Die Musikindustrie hat es wahrlich nicht leicht: gegen Filesharing ist sie quasi machtlos und verliert einiges an Umsatz. Ganz klar, dass die Labelbosse alles versuchen, um dem mittlerweile teilweise schon fast selbstverständlichen “Sport” des Datenklaus entgegenzuwirken. So geschehen auch hierzulande, wo Eltern zu Strafzahlungen aufgefordert wurden, eben weil ihre Kids Filesharing über Tauschbörsen betrieben. Es kam zur Klage durch die Musikindustrie. Deren Vorgehensweise hieß der Bundesgerichtshof allerdings nicht gut und hat in seinem Urteil verkündet: Eltern haften nicht für ihre Kinder – sofern die Erziehungsberechtigten ihrer Informationspflicht nachgekommen sind. Ein Thema, das dieser Tage die Wogen hochgehen lässt. Jener Anwalt, der die Musikindustrie in besagtem Prozess vertreten hat, verwies laut Spiegel gar auf die gute alte Ohrfeige …

Warnhinweise à la Frankreich auch als deutsches Lösungsmodell?

Diese Aussage stieß nicht unbedingt auf Gegenliebe. Nichtsdestotrotz überlegt die Musikindustrie natürlich Alternativen. Kinder direkt zu klagen, wäre zwar eine Möglichkeit, aber sicherlich eine sehr unpopuläre. Ein Modell, das die Musikindustrie als sinnvoll erachtet, sind Warnhinweise, wie sie in Frankreich bereits im Einsatz sind und welche die Eltern bei ihrer Aufklärungsarbeit unterstützen könnten. Die Durchführung einer solchen Aktion ist in Deutschland aber noch nicht in Aussicht.

Tipp für Eltern: Aussprache zeitlich dokumentieren

Das BGH-Urteil hat sicher einige Eltern aufatmen lassen. Aber was heißt es nun konkret, was tun, um sich als Eltern abzusichern? Experten verweisen darauf, die Aufklärung der Kinder über das verbotene Filesharing ordnungsgemäß durchzuführen und per Datum festzuhalten. Also gleich nach der Aussprache Aktennotiz im Kalender, um im Ernstfall beweisen zu können, dass die Eltern ihrer Pflicht nachgekommen sind. Bei Wiederholungstätern gilt es aber sicher, stärkere Kontrollmechanismen einzuführen. Wie auch immer Familien mit diesem Thema in Zukunft umgehen, es bleibt zu hoffen, dass der Ohrfeigen-Vorschlag der Musikindustrie nicht als ernst zu nehmende Erziehungsmaßnahme erachtet wird …

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