RFID – mehr als nur ein Funketikett

Wer von Kleidung oder anderen höherwertigen Waren schon einmal das Preisschild entfernt hat, hat auf der Klebeseite sicher schon einmal Leiterbahnen entdeckt. Das, was umgangssprachlich Funketikett genannt wird, heißt korrekt RFID oder ausgeschrieben radio-frequency identification. Elektromagnetische Wellen (Radiowellen) dienen der Identifikation der Ware, zum Beispiel als Diebstahlsicherung oder zur Erleichterung der Inventur.

Das Verfahren ist nicht neu. Die Handelsgruppe Metro testete RFID-Etiketten in einem Markt in Duisburg schon vor fast zwanzig Jahren. Zu dieser Zeit kostete das Etikett noch bis zu dreißig Cent. Erst mit sinkenden Stückpreisen – heute im niedrigen Centbereich – hatte RFID das Zeug, die einfachen Strichcodes abzulösen.

Diese Technik braucht man

Für RFID-Anwendungen benötigt man einen Sender (Transponder) und ein Lesegerät. Der Transponder ist winzig klein, benötigt in der sogenannten passiven Variante keine eigene Stromversorgung und kann beliebige Daten aufnehmen. In der Größe eines Reiskorns wird er zum Beispiel Haustieren implantiert, sodass entlaufene Tiere per Datenbank eindeutig einem Halter zuzuordnen sind. Die Schaltung kann auch gedruckt werden. So kommen die Leiterbahnen auf das Funketikett, in einen Schlüsselanhänger, in eine Zutrittskarte oder in unseren elektronisch lesbaren Personalausweis. Die Reichweite des Senders ist vor allem abhängig von der Antennengröße. Sie beträgt in der Regel wenige Millimeter, weil die Anwendung von RFID zwar berührungslos erfolgen kann, aber meist aus Datenschutzgründen auf wenige Zentimeter beschränkt ist. Mit größeren Antennen, die bis zu einem halben Meter messen können, sind aber auch andere Anwendungen denkbar.

Das Gegenstück zum Sender ist ein Empfänger, das Lesegerät. Das kann ein mobiles Gerät sein oder zum Beispiel eine fest verbaute Leseeinrichtung für Zugangskontrolle und Zeiterfassung in Unternehmen. Das Lesegerät sendet hochfrequente Funkwellen aus. Sie dienen einerseits der Energieversorgung der passiven Sender, sind zugleich aber auch Übertragungsmedium für die im Transponder gespeicherten Daten. Im Gegensatz zum Barcode ist keine optische Verbindung nötig. Die Software des Lesegeräts muss nicht mehr können als das Auslesen der Daten. Die eigentliche Verarbeitung – zum Beispiel die Verwaltung eines Warenbestands – findet statt, nachdem die Daten über eine Schnittstelle an andere IT-Systeme weitergeleitet wurden.

Kritik am Datenschutz

RFID-Transponder sind als „Spychips“, Spionagewerkzeuge verschrien. Warum ist RFID kritisch, wenn die nutzbare Reichweite gering ist und die ausgelesenen Daten kaum Informationen enthalten, zum Beispiel nicht über den Ort, an dem sich der Transponder befindet? Die Kritiker haben insoweit recht, als man aus dem Standort der Lesegeräte indirekt ein Bewegungsprofil erstellen könnte. Das geht möglicherweise sogar unbemerkt, denn das Lesegerät funktioniert, wie oben erläutert, berührungslos. Es muss dem Transponder nur auf einige Zentimeter nahekommen, was zum Beispiel in engen Durchgängen kein Problem wäre. Für solche heimlichen Aktionen kassierten 2003 die Metro (Kundenkarten) und 2007 die Deutsche Bahn (BahnCard 100) den Negativpreis Big Brother Award. Der heimliche Einsatz von RFID ist abzulehnen, weil er das Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt. Wer aber weiß, dass er einen Minisender mit sich herumträgt, kann selbst entscheiden, ob er die vielen Vorteile zum Beispiel in Bezahlkarten, Firmenausweisen oder Gepäckanhänger am Flughafen nutzen möchte, oder ob ihm der Datenschutz wichtiger ist.

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