Übernahme von E-Plus durch O2 – Fluch oder Segen?

Die geplante Übernahme hat seine Licht- und Schattenseiten. Im Bereich der Netzabdeckung werden sowohl E-Plus- wie auch O2-Kunden wegen der größeren Abdeckung durch ein größeres Netz profitieren. Indes bedeutet die Reduzierung der Netzbetreiberanzahl von vier auf drei mittelfristig aber auch einen geringeren Wettbewerb und damit langfristig höhere Mobilfunkpreise.

Im Detail ist die Sache aber noch viel komplizierter: Zwar haben die beiden Netzanbieter E-Plus und O2 zwei unabhängige Netze. Allerdings schneiden beide Netze bei Abdeckungstests in ländlichen Gebieten regelmäßig schlechter gegenüber den großen Anbietern Telekom und Vodafone ab. Dies führt daher vermeintlich nicht zu einer wesentlichen Verbesserung der Netzabdeckung. Da aber die Netzüberschneidung der beiden Anbieter relativ klein ist, wird die Fusion insgesamt wohl doch zu einer spürbaren Verbesserung der Verbindungsqualität der Mobilfunkkunden von O2 und E-Plus führen.

Noch interessanter ist die Fusion im Hinblick auf den neuen Mobilfunkstandard LTE. Hier ist die Zuteilung der Frequenzen durch die Bundesnetzagentur aus den Jahren 2000 und 2010 ausschlaggebend. Derjenige, der hier die meisten Frequenzen zugeteilt bekam, kann die höchsten Bandbreiten seinen Kunden anbieten. Kommt es zu der geplanten Übernahme ohne Auflagen durch die Kartellbehörden, so wird der neue Mobilfunkriese fast genauso viele Frequenzen haben wie die beiden Konkurrenten zusammen. Dieser Vorteil in Verbindung mit erheblichen Kosteneinsparungspotentialen im Bereich Verwaltung, Verkauf und Service wird es dem neuen Riesen mittelfristig ermöglichen, seine Kosten zu senken und seine Netz- und Servicequalität zu verbessern. Für alle Mobilfunkkunden bleibt zu hoffen, dass der neue Mobilfunkriese die innovative Produktpolitik von E-Plus übernehmen wird und sich die Mobilfunkpreise im Markt durch eine aggressive Preispolitik von O2/E-Plus weiterhin nach unten bewegen werden.

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