Zukunft IT: Kenntnisse im Programmierer-Bootcamp erwerben

Das Wort Bootcamp hat zu Unrecht einen negativen Beigeschmack. Bootcamp erinnert an militärischen Drill, die „Umerziehung“ von Straftätern und verhaltensauffälligen Jugendlichen mit psychologisch höchst fragwürdigen Methoden. Darum geht es aber in diesem Beitrag nicht. Der Name aus dem Strafvollzug wird heute allgemein für Trainings gebraucht, zum Beispiel in Sport und Fitness. Die Gemeinsamkeit zwischen den hier vorgestellten Programmierer-Bootcamps und der ursprünglichen Bedeutung ist allenfalls die intensive, konzentrierte Form des Lernens.

Eine Chance für Quereinsteiger

Softwareentwickler sind gesuchte Spezialisten. Fachkräftemangel macht sich hier schon deutlich bemerkbar. Menschen, die eine neue Arbeit suchen, weil ihr Job in der bisherigen Branche in Gefahr ist, haben als Quereinsteiger gute Chancen. Mit einer Einschränkung: Die IT sucht Fachkräfte, die gleich loslegen können mit der vielen Arbeit, die auf sie wartet. Ein Programmierer-Bootcamp, auch bekannt als Coding Bootcamp, bietet genau das: komprimiertes Wissen und praktisches Üben in kurzer Zeit. Rund drei bis vier Monate sollte man für ein Bootcamp mit fünf bis zehn Wochenstunden veranschlagen. Eine Vollzeit-Veranstaltung ist entsprechend kürzer. So viel Zeit müssen künftige Anwendungsentwickler in ihre berufliche Zukunft investieren, und auch Geld. Die Kosten für Präsenzveranstaltungen liegen meist im oberen vierstelligen Bereich. Bei einem Einstiegsgehalt für Softwareentwickler von durchschnittlich rund 55.000 Euro pro Jahr und Steigerungsmöglichkeiten auf über 70.000 Euro mit zunehmender Berufserfahrung sind die Kursgebühren aber gut investiert. Je nach aktuellem Beschäftigungsstatus sind Zuschüsse zum Beispiel der Arbeitsagentur möglich. Außerdem mindern die selbst zu tragenden Anteile als Werbungskosten oder Sonderausgaben das steuerpflichtige Einkommen. Einige Schulen ermöglichen eine Ratenzahlung, die erst zeitverzögert startet, nachdem der erfolgreiche Absolvent eine Anstellung gefunden hat.

Ein Blick auf die Inhalte

Die Veranstalter von Programmierer-Bootcamps wissen, was am Arbeitsmarkt gefragt ist. Heute geht es oft um Frontend-Tools, um webbasierte Kundenschnittstellen. Entsprechend werden zum Beispiel HTML, CSS, Java oder Python unterrichtet. Wer schon eine Idee hat, in welche berufliche Richtung er gehen möchte, sollte schauen, ob das jeweilige Kursprogramm dafür geeignet ist. Vielleicht hilft es aber auch, sich zunächst einen breiten Überblick zu verschaffen und das Grundwissen dann in Spezialbereichen zu vertiefen. Dafür gibt es Coding Workshops, die weniger Zeit beanspruchen und billiger sind als Coding Bootcamps.

Die Alternativen zum Bootcamp

Eine Vollzeit-Ausbildung ist für Menschen, die (noch) in einem anderen Beruf aktiv sind, nicht realisierbar. Selbst ein bis zwei Tage pro Woche in Präsenz sind je nach Anreiseweg schwierig. Für diesen Interessentenkreis gibt es ähnlich intensive Online Degrees, die eine freiere Zeiteinteilung erlauben, Reisezeiten vermeiden und auch preislich günstiger sind. Sie erfordern aber viel eigene Disziplin, um am Ball zu bleiben, und auch die Belastung durch einen solchen Kurs neben einer Vollzeitstelle darf nicht unterschätzt werden. Und noch zwei Aspekte, die für ein Bootcamp sprechen: In der Gruppe lernt es sich leichter. Die Teilnehmer helfen sich gegenseitig, man hat eine Vergleichsmöglichkeit beim Lernfortschritt, der Referent merkt, was gut läuft und wo noch Nachholbedarf besteht. Nicht zuletzt dient ein Bootcamp auch der Vernetzung. Das betrifft nicht nur den Kontakt der Teilnehmer untereinander. Durch Kooperationen der Schulen mit Unternehmen tun sich neue Karrieremöglichkeiten auf.

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